Wann haben Sie sich das letzte Mal gefragt: „Wie geht es mir eigentlich – wirklich?“ In einer Welt, die sich immer schneller dreht, bleibt kaum Zeit, um innezuhalten und auf das eigene Wohlbefinden zu achten. Psychische Belastungen gehören längst zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Wussten Sie, dass psychische Erkrankungen inzwischen der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen in Deutschland sind? Doch oft werden erste Anzeichen ignoriert – aus Unwissenheit oder Angst vor Stigmatisierung. Dieser Gesundheitsblog hilft Ihnen, die häufigsten psychischen Erkrankungen zu verstehen, Warnsignale zu erkennen und rechtzeitig zu handeln. Denn Ihre psychische Gesundheit verdient es, genauso gepflegt zu werden wie Ihre körperliche.
Psychische Erkrankungen: Die unsichtbaren Schatten unseres Alltags
Schließen Sie für einen Moment die Augen und denken Sie an eine belebte Fußgängerzone. Menschen eilen vorbei – einige lachen, andere schauen konzentriert auf ihr Handy, manche wirken müde. Jetzt stellen Sie sich vor, dass jede dritte dieser Personen mit einer psychischen Belastung kämpft, die für Außenstehende unsichtbar ist.
Psychische Erkrankungen sind wie stille Begleiter: Sie beeinflussen das Leben, oft ohne, dass andere es bemerken. Während die eine Person mit lähmenden Gedanken kämpft, versucht die andere, ihre Angst zu unterdrücken. Ein dritter fühlt sich innerlich ausgebrannt, obwohl er äußerlich funktioniert. Werfen wir einen genaueren Blick auf die häufigsten Krankheitsbilder:
Depressionen: Leben in Grau
Es fühlt sich an, als ob jemand die Farben aus dem Leben entfernt hätte. Depressionen sind mehr als nur schlechte Laune oder eine Phase der Niedergeschlagenheit. Betroffene kämpfen mit einer tiefen, anhaltenden Traurigkeit, die oft von Gefühlen der Leere und Hoffnungslosigkeit begleitet wird. Alltägliche Aufgaben wie Aufstehen, Duschen oder Einkaufen werden zu riesigen Herausforderungen.
Auch körperliche Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder Schlafprobleme treten häufig auf. Manche Menschen mit Depressionen haben das Gefühl, dass sie für ihre Mitmenschen eine Last sind, und ziehen sich zurück – was die Situation oft noch verschlimmert. Trotz der Schwere dieser Erkrankung bleibt sie für Außenstehende oft unsichtbar, da viele Betroffene ihre Gefühle verbergen oder Angst haben, stigmatisiert zu werden. Besonders beachtlich: Schätzungsweise jede*r fünfte*r Erwachsene erkrankt im Laufe seines Lebens an einer Depression. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass dabei von einer echten Volkskrankheit die Rede ist.
Angststörungen: Wenn Sorgen übermächtig werden
Angst ist ein natürlicher Schutzmechanismus, der uns vor Gefahren warnt. Doch bei Angststörungen schaltet sich dieser Mechanismus auch dann ein, wenn keine reale Bedrohung besteht. Betroffene verspüren intensive, oft irrationale Sorgen, die sich nicht abschalten lassen. Ein Gespräch mit Fremden, der Gedanke an eine Präsentation oder sogar der Gang in den Supermarkt kann plötzlich zur unüberwindbaren Hürde werden.
Die Symptome reichen von Herzrasen und Schweißausbrüchen bis hin zu Schwindel und Atemnot. Manche Menschen entwickeln sogar Panikattacken, die so intensiv sind, dass sie mit einem Herzinfarkt verwechselt werden können. Angststörungen isolieren Betroffene häufig – sie meiden Situationen, die die Angst auslösen könnten, und verlieren dadurch oft ein Stück ihres Alltags.
Psychische Erkrankung Burnout: Wenn die Flamme erlischt
Burnout fühlt sich an wie ein innerliches „Ausbrennen“. Menschen mit Burnout haben das Gefühl, emotional erschöpft und ausgebrannt zu sein. Oft entsteht diese Überforderung durch eine dauerhafte Belastung im Beruf, aber auch familiäre oder soziale Verpflichtungen können dazu beitragen.
Typisch für Burnout ist eine ständige Erschöpfung, die auch durch Schlaf oder Pausen nicht besser wird. Dazu kommen häufig das Gefühl, den Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden, und eine wachsende Distanz zur eigenen Arbeit oder Umgebung. Betroffene funktionieren oft äußerlich noch, während sie innerlich bereits zusammenbrechen. Burnout ist ein Signal des Körpers, dass es so nicht weitergehen kann – und es sollte nicht ignoriert werden.
Essstörungen: Der unsichtbare Kampf mit dem Essen
Essen – eine alltägliche Handlung, die für viele Menschen Genuss bedeutet, kann für andere zur Quelle von Angst und Selbsthass werden. Essstörungen wie Magersucht (Anorexia nervosa), Bulimie oder Binge-Eating sind geprägt von einem gestörten Verhältnis zum eigenen Körper und zum Essen. Magersucht äußert sich oft in extremer Selbstkontrolle, während Bulimie durch Phasen von Essanfällen und Erbrechen geprägt ist. Bei der Binge-Eating-Störung verlieren Betroffene ebenfalls die Kontrolle über ihr Essverhalten, jedoch ohne kompensierende Maßnahmen wie Erbrechen. Essstörungen können massive körperliche Schäden verursachen und gehen häufig mit Scham, Schuldgefühlen und sozialem Rückzug einher. Bedingt durch eine verzerrte Selbstwahrnehmung, erkennen viele Betroffene die Ernsthaftigkeit ihrer Situation erst, wenn ihr Körper bereits stark geschädigt ist.
Psychische Erkrankung bipolare Störung: Leben in Extremen
Bipolare Störungen sind geprägt von extremen Stimmungsschwankungen. In manischen Phasen erleben Betroffene eine fast übermenschliche Energie – sie schlafen wenig, sind voller Tatendrang und treffen oft impulsive Entscheidungen. Diese Euphorie kann jedoch in gefährliche Situationen führen, etwa durch unüberlegte Investitionen oder riskantes Verhalten.
Doch was nach außen wie eine glückliche Phase aussieht, schlägt oft abrupt in eine depressive Episode um. In diesen Phasen fühlen sich Betroffene wie gelähmt, verlieren das Interesse an allem und ziehen sich zurück. Der Wechsel zwischen diesen Extremen kann für Betroffene und ihre Angehörigen enorm belastend sein und erfordert oft eine intensive medizinische und therapeutische Betreuung.
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Die Vergangenheit holt ein
PTBS entsteht nach extrem belastenden oder traumatischen Erlebnissen – etwa Unfällen, Gewalterfahrungen oder Naturkatastrophen. Betroffene erleben die Ereignisse immer wieder in Form von Flashbacks oder Albträumen. Oft reichen schon kleine Auslöser – wie ein Geräusch oder ein Geruch –, um die traumatischen Erinnerungen wachzurufen.
PTBS geht oft mit ständiger Anspannung einher. Betroffene haben das Gefühl, ständig „auf der Hut“ zu sein, und leiden unter Schlafstörungen oder Reizbarkeit. Ohne Behandlung kann die Erkrankung das Leben stark einschränken, da Betroffene sich von vielen Situationen isolieren, um potenzielle Trigger zu vermeiden.
Psychische Erkrankungen: Warnsignale, die Sie ernst nehmen sollten
Die Symptomatiken der einzelnen Erkrankungen wird Ihnen vielleicht schon an der ein oder anderen Stelle in Ihrem Leben begegnet sein. Womöglich waren Sie selbst betroffen oder haben in Ihrem Umfeld Menschen erlebt, die mit mentalen Belastungen dieser Art konfrontiert waren. Oftmals entwickeln sich psychische Erkrankungen schleichend. Daher ist es wichtig, auf bestimmte Warnsignale zu achten, um rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hier sind einige der häufigsten Anzeichen:
1. Veränderungen im Verhalten
- Rückzug aus dem sozialen Leben
- Verlust von Interessen an Hobbys oder Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben
- Schwierigkeiten, Verpflichtungen einzuhalten
2. Emotionale Symptome
- Anhaltende Traurigkeit oder Gereiztheit
- Gefühl der Überforderung, Angst oder Hoffnungslosigkeit
- Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund
3. Körperliche Anzeichen
- Chronische Müdigkeit oder Schlaflosigkeit
- Appetitverlust oder übermäßiges Essen
- Ungeklärte Schmerzen, die medizinisch nicht nachvollziehbar sind
4. Gedankliche Muster
- Grübeln oder kreisende negative Gedanken
- Konzentrationsschwierigkeiten oder Entscheidungsprobleme
- Wiederkehrende Gedanken an Selbstzweifel oder das Gefühl, eine Belastung für andere zu sein
Was Sie tun können und wann Sie professionelle Hilfe benötigen?
Die gute Nachricht: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, psychische Belastungen zu bewältigen und Erkrankungen zu behandeln. Der erste Schritt ist jedoch, das Problem zu erkennen und anzuerkennen.
Psychische Erkrankungen: Selbsthilfe und Prävention
- Achtsamkeit und Stressmanagement: Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation, Dankbarkeitsübungen oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen.
- Gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf sind essenziell für die psychische Gesundheit.
- Soziale Unterstützung: Sprechen Sie mit Freunden oder Familie über Ihre Gefühle. Der Austausch kann entlastend wirken.
Wann wird es pathologisch?
Wenn die Symptome länger als zwei Wochen anhalten oder Ihre Lebensqualität erheblich einschränken, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Psychotherapeutische Unterstützung, etwa durch kognitive Verhaltenstherapie, kann effektiv sein. In schwereren Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung notwendig sein.
Erste Anlaufstellen bei psychischen Erkrankungen:
- Hausarzt oder Psychotherapeut
- Psychiatrische Ambulanzen
- Hilfetelefone, wie die Telefonseelsorge (0800 111 0 111)
Fazit: Ihre mentale Gesundheit zählt
Psychische Gesundheit ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit – für ein erfülltes Leben, für Beziehungen und für den Alltag. Die Vielfalt und Unsichtbarkeit psychischer Erkrankungen erfordern Sensibilität und den Mut, hinzusehen. Das frühzeitige Erkennen von Warnsignalen und das aktive Handeln können nicht nur das Leiden verringern, sondern auch das Risiko langfristiger Folgen deutlich reduzieren. Denken Sie daran: Sich um die eigene mentale Gesundheit zu kümmern, ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke. Sie verdienen es, sich gut zu fühlen – körperlich und seelisch. Nehmen Sie sich und Ihre Bedürfnisse ernst, denn nur so können Sie das Beste aus Ihrem Leben herausholen.
Einsamkeit kann eine große Rolle bei psychischen Erkrankungen spielen. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie sie sich auf die Psyche auswirkt und was Sie dagegen tun können, schauen Sie doch mal in diesen spannenden Blogbeitrag:
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