Kohärenzgefühl: So nehmen Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wieso manche Leute trotz überfülltem Terminplan, Alltagsstress und persönlichen Herausforderungen immer gut gelaunt und selten krank sind? Sie vermitteln den Eindruck, ihr Leben, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden im Griff zu haben. Nichts scheint sie aus der Bahn zu werfen.

Das Stichwort lautet hier Kohärenzgefühl. Lesen Sie, wie auch Sie Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden durch ein starkes Kohärenzgefühl selbst in die Hand nehmen können. 

Es waren einmal zwei Brüder…

Toni ist Angestellter in einem Unternehmen. Immer wieder kommt er mit starken Kopfschmerzen von der Arbeit nach Hause. Regelmäßig beklagt er sich bei Freunden und Familie über die wiederkehrenden Schmerzen und den Arbeitsstress. Die unterstützenden Worte und gut gemeinten Ratschläge prallen an ihm ab. Viel eher geben sie ihm das Gefühl, dass ihn niemand versteht. Was kann man schon gegen chronische Kopfschmerzen und andauernden Stress tun? Das bringen die Anforderungen in seinem Beruf eben mit sich. Eine Auszeit kann sich Toni nicht nehmen, dafür hat er zu viel zu tun. Trotz der vielen Aufgaben hat er jedoch nicht das Gefühl, dass seine Arbeit sinnstiftend ist. Austauschbar trifft es besser. Das gilt auch für seine Position in seinem Freundeskreis. Wie oft hat er schon Treffen aufgrund von Arbeit oder Kopfschmerzen absagen müssen, um im Nachhinein zu erfahren, welche tollen Erlebnisse er verpasst hat. Toni fühlt sich miserabel.

Tonis Bruder Tom ist ebenfalls Angestellter in einem Unternehmen. Nach einem langen
und stressigen Tag im Büro hat er häufig mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Schuld
daran ist vor allem das dauerhafte Sitzen. Gerade an solchen Tagen kommen ausreichend Bewegung und entspannende Pausen zu kurz. Zwar machen ihm Stress und Rückenschmerzen zu schaffen, jedoch weiß er, dass dies kein Dauerzustand ist. Gegen die Rückenschmerzen hat er sich bereits stärkende Übungen zeigen lassen, die seine Schmerzen deutlich lindern. Auch dem Stress bei der Arbeit kann er etwas Positives abgewinnen: Tom versucht aus Fehlern zu lernen, um das nächste Projekt mit mehr Erfahrung souverän zu meistern. Durch seine Arbeit kann er immerhin viel bewegen und Mehrwert stiften. Das erfüllt ihn und lässt ihn auch in stressigeren Zeiten optimistisch bleiben. Und bis es wieder ruhiger wird, freut er sich darauf, bald wieder mehr mit Freunden und Familie unternehmen zu können.

starkes Kohärenzgefühl
schwaches Kohärenzgefühl

Gesund oder nicht gesund – das ist hier die Frage

Die Geschichte erzählt von zwei Brüdern, die sich in ähnlichen Situationen
befinden. Beide sind Angestellte in einem Unternehmen, beide haben einen verantwortungsvollen Job, der hin und wieder stressig werden kann. Bei Toni führt das zu Kopfschmerzen, Tom leidet unter Rückenschmerzen. Und dennoch geht es Tom erheblich besser als Toni. Doch woran liegt das, das zwei Menschen in ähnlichen Situationen so unterschiedlich reagieren?

 

Diese Frage stellte sich auch der israelisch-amerikanische Soziologe Aaron Antonovsky. Warum bleiben manche Menschen gesund, während andere unter den gleichen Bedingungen krank werden?

Während einer seiner Forschungen stieß der Soziologe auf ein erstaunliches Phänomen. In den 70er Jahren untersucht er eine Gruppe von Frauen, die sich während des zweiten Weltkrieges in Konzentrationslagern in Gefangenschaft befanden. Dabei kam er zu der überraschenden Erkenntnis, dass 30 % der Frauen trotz der traumatischen Erlebnisse und gesundheitsgefährdenden Umstände nach der Inhaftierung eine gesunde seelische Stabilität aufwiesen. Im Gegensatz zu den restlichen 70 % waren sie gesund.

Auf der Suche nach der Antwort, was Menschen relativ gesehen gesund hält, entwickelte Antonovsky das Modell der Salutogenese. Nach einer langen Zeit der
Krankheitsorientierung vollzog er damit einen Paradigmenwechsel hin zur Gesundheitsorientierung. Er lenkte die Blickrichtung nicht länger auf die Frage
nach der Entstehung von Krankheit, sondern nunmehr auf die Frage nach der Entstehung von Gesundheit.

Das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum

Was genau beschreibt das Salutogenese Modell? Das Modell charakterisiert Gesundheit als einen Zustand zwischen den zwei Polen „völlige Gesundheit“ und „völlige Krankheit“. Dieser Prozess wird als das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum bezeichnet. Der Gesundheitszustand verändert sich im Laufe der Zeit und ist von dem Zusammenspiel dreier Einflussgrößen abhängig. Zwei dieser Einflussgrößen sind sogenannte personelle und soziale Schutz- bzw. Risikofaktoren. Sie verursachen eine Bewegung innerhalb des Kontinuums in Richtung einer der beiden Pole. Beispiele für Risikofaktoren können das soziale und berufliche Umfeld, gesellschaftliche oder private Konflikte, Lärm und Umweltverschmutzung sowie finanzielle Notlagen sein. Sie erzeugen einen innerlichen Spannungszustand, den es mithilfe von Schutzfaktoren bzw. Widerstandsressourcen zu bewältigen gilt. Zu den Widerstandsressourcen zählen u. a. persönliche Beziehungen, körperliche Fitness, mentales Training, (Gesundheits-)wissen, aber auch Dinge wie Humor, Gelassenheit oder Glaube.

 

Neben den Schutz- und Risikofaktoren ist als dritte Einflussgröße vor allem der Kohärenzsinn ein zentraler Baustein, um Spannungszustände zu bewältigen. Der Kohärenzsinn stellt die Art und Weise dar, wie eine Person die Welt und ihr Leben in dieser Welt wahrnimmt. Im weiteren Sinn zählt dazu, inwiefern die Person versteht, was mit ihr oder um sie herum passiert (Verstehbarkeit), ob sie über die nötigen Mittel und Wege verfügt, um bestimmte Situationen zu lösen (Handhabbarkeit) und ob sie den Sinn in einer bestimmten Sache, Situation oder dem eigenen Leben erkennen kann (Sinnhaftigkeit). Damit legt das Salutogenese-Modell den Fokus weniger darauf, Spannungszustände zu meiden, sondern diese erfolgreich zu bewältigen.

Salutogenesemodell
Das Salutogenese Modell vereinfacht dargestellt

Das Kohärenzgefühl macht den Unterschied

 

Kommen wir noch einmal zurück zu den beiden Brüdern:

Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden ist die Art und Weise, wie sie mit ihrer jeweiligen Situation umgehen.

 

Toni versteht nicht, wieso gerade er sich in dieser miserablen Situation befindet. Er ist der festen Überzeugung, dass er an seiner Situation nichts ändern kann. Toni konzentriert sich vor allem auf die schlechten Dinge und blendet die guten aus. Sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben hat er den Sinn bzw. Mehrwert seiner Handlungen aus den Augen verloren.

Übertragen auf das Salutogenese Modell kann man sagen: Toni hat einen sehr geringen Kohärenzsinn und fühlt sich relativ krank.

 

Tom empfindet die gleiche Situation komplett anders. Auch er hat mit Stress und Schmerzen zu kämpfen. Allerdings ist er sich der Risikofaktoren bewusst und kennt deren Ursache. Er sucht nach Lösungen, um sein Wohlbefinden in der aktuellen Situation zu verbessern und weiß, dass dieser Zustand nur temporär ist. Er fokussiert sich auf die guten Dinge, versucht der Situation etwas Positives abzugewinnen und daraus Erfahrungen zu sammeln. Ein weiterer großer Unterschied ist, dass Tom einen Sinn in all dem Stress sieht. Sowohl im Privaten als auch im Beruflichen empfindet er es als lohnenswert, auch schwierige Zeiten zu bestreiten.

Übertragen auf das Salutogenese Modell kann man sagen: Tom hat einen starken Kohärenzsinn und fühlt sich auch in schwierigen Situationen relativ gesund!

 

Stärken Sie Ihr Kohärenzgefühl

 

Um sich in dem Kontinuum in Richtung Gesundheit zu bewegen, ist es also wichtig, das eigene Kohärenzgefühl zu stärken. Antonovsky beschreibt dies mit folgender Metapher:

 

Ein Arzt spaziert an einem Fluss entlang. Plötzlich hört er Hilfeschreie. Er folgt den Schreien und findet einen Mann im strömenden Fluss, der zu ertrinken droht. Schnell reicht der Arzt dem Ertrinkenden seine Hand und rettet ihn an Land. Kaum hat er den Mann aus dem Fluss befreit, hört er erneute Hilferufe. Wieder findet er einen Mann, der vergeblich versucht, dem strömenden Wasser zu entkommen. Der Arzt zieht auch den zweiten Mann aus dem Wasser, nur um kurz darauf erneute Rufe eines Ertrinkenden zu hören. Ein zweiter Arzt, der das Schauspiel beobachtet, geht zum Ursprung des Flusses. Er sieht, wie nach und nach mehr Menschen in den Fluss springen und zu ertrinken drohen. Statt darauf zu warten, sie aus dem reißenden Wasser ziehen zu können, geht er auf die Menschen zu und macht sie zu guten Schwimmern. So können sie auch schwierige Stellen des Flusses bewältigen, ohne dabei zu ertrinken.

Die Gesundheitsförderung kann als „Schwimmtraining“ gesehen werden. Mit gesundheitsfördernden Maßnahmen können Sie Ihre Widerstandsressourcen stärken, Risikofaktoren minimieren und langfristig Ihr Kohärenzgefühl verbessern. Ziel eines gesundheitsförderlichen Verhaltens ist es, dass Sie in der Lage sind, Ihre Gesundheit zu verbessern und mehr Kontrolle über Ihr Wohlbefinden zu erlangen.

So werden Sie zu einem „guten Schwimmer“

 

So individuell jeder Mensch ist, so unterschiedlich ist auch das „optimale“ Gesundheitsverhalten jedes Einzelnen. Grundsätzlich gibt es jedoch einige Strategien, die jeder auf seine individuelle Situation herunterbrechen kann. Das gesundheitsförderliche Kohärenzgefühl kann erlernt und gestärkt werden. Dies kann erreicht werden, indem die 3 Bestandteile – Verstehbarkeit, Handhabbarkeit, Sinnhaftigkeit – sowohl im Alltag als auch in belastenden Situationen stattfinden.

 

Verstehbarkeit

Regelmäßigkeit, ein bestimmtes Maß an Routine, stimmige Beziehungen und Situationen ohne Widersprüche sind Aspekte, die die Verstehbarkeit schärfen. Dies kann in gewisser Weise als eine Art Ordnung betrachtet werden, welche Zusammenhänge erklärbar und verständlich macht sowie Widersprüche aufdeckt. Diese Ordnung kann je nach Person unterschiedlich ausgeprägt sein. Sie hilft Ihnen vor allem
dabei, Unvorhergesehenes oder Belastendes zu bewältigen.

 

Handhabbarkeit

Ihre Handhabbarkeit steigern Sie am besten, indem Sie Ihr Handlungsspektrum
erweitern. Treten Sie aus Ihrer Komfortzone heraus, um an neuen Erlebnissen
wachsen zu können. Das Ergebnis dieser Weiterentwicklung sind individuelle Mechanismen, die Ihnen helfen, mit überfordernden Situationen umzugehen und sich den Herausforderungen des Lebens gewachsen zu fühlen.

 

Sinnhaftigkeit

Wichtiger als das Stärken der Verstehbarkeit und der Handhabbarkeit ist die Frage nach
der Sinnhaftigkeit: Was ist Ihr Warum? Stimmen Ihre Ziele mit Ihren Werten überein? Ob im beruflichen oder im Privaten: Empfinden Sie Ihr Handeln als emotional sinnvoll? Bereiche in Ihrem Leben, in welchen die Sinnfrage negativ ausfällt, sind Stellschrauben, die Sie drehen können, um die Sinnhaftigkeit zu steigern. Das Sinngefühl macht Anstrengungen und herausfordernde Situationen lohnenswert.

Machen Sie sich bewusst, welcher der drei Bestandteile bei Ihnen am wenigsten
ausgeprägt ist. Das ist die erste Stellschraube, an der Sie drehen können, um Ihr Kohärenzgefühl zu stärken und Ihr Wohlbefinden zu verbessern. Je nach Situation
können die Bestandteile unterschiedlich ausgeprägt sein. Genau wie die Gesundheit selbst ist auch das Kohärenzgefühl ein Prozess, der kontinuierlich gefördert werden sollte.

 

So nehmen Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand:

 
  1. Stellen Sie sich Gesundheit als einen veränderbaren Prozess vor, weniger als einen fixen Zustand.
  2. Führen Sie sich vor Augen, wo sie sich im „Gesundheits-Krankheits-Kontinuum“
    befinden. Fühlen Sie sich (relativ) gesund oder (relativ) krank?
  3. Machen Sie sich bewusst, dass Sie selbst Ihrer Gesundheit verbessern können.
  4. Drehen Sie an Ihren individuellen Stellschrauben für mehr Wohlbefinden! Nutzen Sie gesundheitsförderliche Maßnahmen, wie ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung oder bewusste Entspannungsaktivitäten. So stärken Sie Ihre Widerstandsressourcen und reduzieren Ihre Risikofaktoren.
  5. Werden Sie sich über Ihr Kohärenzgefühl bewusst und finden Sie auch hier Ihren
    persönlichen Weg, es durch bessere Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und/oder Sinnhaftigkeit zu stärken.

Das SMARTe Ziel von i-gb: 22.391 Aktivitätsminuten im Januar

In unserem Blogpost vom 1.1.2022 haben wir über Vorsätze und das Erreichen von Zielen gesprochen.

Im Rahmen dessen haben wir uns innerhalb des i-gb Teams eine Challenge gesetzt:
Unser Ziel war es, aktiv und gesund ins neue Jahr zu starten. Angelehnt an die
Empfehlung der WHO, mindestens 150 Minuten Bewegung in der Woche zu
absolvieren, haben wir uns vorgenommen im Januar gemeinsam mindestens 15.000
Bewegungsminuten zu sammeln.


Das gesamte i-gb Team war dabei und hat sich mächtig ins Zeug gelegt: Nach einem
aktiven Monat konnten wir insgesamt 22.391 Minuten sammeln! Ziel erreicht!

Dabei haben wir auf die unterschiedlichsten Weisen unsere Minuten gesammelt. Ob beim Joggen, Ski fahren, im Fitnessstudio oder beim täglichen Spazierengehen. Sogar am anderen Ende der Welt auf Kuba wurden fleißig Aktivitätsminuten gesammelt!

Die Fotos zeigen ein paar persönliche Einblicke von fleißigen i-gb Mitarbeitern
beim „Minutensammeln“!

Eindrücke der i-gb Bewegungschallenge

Aktuelles und Wissenswertes zu verschiedenen Gesundheitsthemen aus den Bereichen Ernährung, Bewegung und Entspannung