Die Auswirkungen von Lärm und die entscheidende Bedeutung von Ruhe

Erschöpfung, Reizbarkeit, Unruhe und Stress – das kennen Sie bestimmt auch. Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass all diese Beschwerden Auswirkungen von zu viel Lärm sein können?

Über 25% der Menschen in Deutschland sind tagsüber von einer zu hohen Lärmbelastung betroffen. Das zeigt eine Studie des Umweltbundesamts aus 2022. Trotzdem ist Lärm ein Thema, das vor allem im privaten Raum wenig Beachtung findet. Sei es der nervige Nachbar, der jeden Abend so laut Fernsehen schaut, dass auch Sie jedes Wort verstehen, die Straße neben Ihrem Büro oder auch nur das Ticken des Weckers auf Ihrem Nachttisch, all diese Dinge können einen beachtlichen Einfluss auf Ihre Gesundheit haben.

Wie unser Gehör überhaupt funktioniert, welche Auswirkungen Lärm hat und wie Sie sich vor einer zu hohen Lärmbelastung schützen können erfahren Sie in diesem Blog.

So funktioniert unser Gehör

Als Gehör bezeichnet man Sinnesorgane, die akustische Reize wahrnehmen. Das Ohr besteht aus drei Teilen:

Das äußere Ohr: Dieses nimmt die Schallwellen aus der Umgebung durch die Ohrmuschel und den Gehörgang auf.

Das Mittelohr: Die aufgenommenen Schwallwellen treffen auf das Trommelfell, das dadurch in Schwingung versetzt wird. Diese Schwingungen übertragen sich dann auf die Gehörknöchelchen.

Das Innenohr: Im Innenohr befindet sich die sogenannte Schnecke, die mit Flüssigkeit gefüllt und von Flimmerhärchen ausgekleidet ist. Die Flimmerhärchen werden durch die Schwingungen in Bewegung versetzt und leiten die anfangs aufgenommenen Schwallwellen als Nervensignale an das Gehirn weiter.

Wissen Sie, wie gut Sie hören?

Mithilfe  von Online-Tests können Sie Ihre Hörfähigkeit selbst überprüfen, diese müssen allerdings genau nach Anweisung durchgeführt werden und ersetzen keine Einschätzung einer Ärztin oder eines Arztes. Sie sollten Ihr Gehör alle zwei bis drei Jahre testen lassen, ab 50 Jahren sogar jedes Jahr. Bei Beschwerden wie zum Beispiel einem Hörsturz, Tinnitus oder Schwindel sollten Sie sich möglichst zeitnah einer Untersuchung unterziehen.

Lärmquellen im Alltag

Lärm bezeichnet jedes störende, laute Geräusch, das zu Belastungen oder sogar Schäden führt. Jeden Tag sind wir verschiedenen Lärmquellen ausgesetzt, die sich je nach Umfeld stark unterscheiden können.

Die Lautstärke von Tönen wird in Dezibel gemessen. Für das menschliche Ohr liegt die Hörschwelle bei 0 Dezibel und die Schmerzgrenze bei ca. 130 Dezibel.

So laut sind Alltagsaktivitäten

  • Leise Musik: 50 dB
  • Gespräch: 60 dB
  • Staubsauger: 70 dB
  • PKW mit 50 km/h und einem Meter Abstand: 80
  • Rockkonzert: 120 dB

Es kann also sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext zu hohen Lärmbelastungen kommen. Bereits leise Gespräche können als störend und konzentrationseinschränkend wahrgenommen werden. Überschreitet die Lautstärke am Arbeitsplatz dauerhaft 80 dB, muss vom Arbeitgebenden laut Arbeitsschutzgesetz geeigneter Gehörschutz bereitgestellt werden.

Eine besonders unterschätzte Gefahr ist auch Lärm, der gar nicht als Lärm wahrgenommen wird. Dazu zählt zum Beispiel das Hören von Musik, sei es über Kopfhörer oder bei einem Konzert. Dabei kommt es oftmals zu Geräuschpegeln und -spitzen, die zu dauerhaften Gehörschädigungen führen können.

Richtlinien der WHO für Lärmbelastung

Um Menschen vor zu lauten Umgebungen zu schützen hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO)  Richtlinien festgelegt, in welchen Gebieten welche Lautstärken nicht überschritten werden sollten, um gesundheitliche Auswirkungen zu vermeiden.

Für Straßenverkehrslärm gilt die Grenze von 53 Dezibel tagsüber und 45 Dezibel nachts. Diese Grenze beschreibt die Lautstärke, unter der nicht mit psychischen oder körperlichen Schädigungen zu rechnen ist.  Messen Sie doch mal, wie laut der Straßenverkehr bei Ihnen zu Hause hörbar ist. Dafür können Sie zum Beispiel eine kostenlose App für Ihr Smartphone verwenden. Dafür eignet sich zum Beispiel die App Schallpegelmesser für Android und iOS.

Subjektives Lärmempfinden

Wie sehr ein Mensch durch Lärm belastet wird, hängt nicht nur von den Geräuschen selbst ab, sondern auch von intrinsischen Faktoren. So wird zum Beispiel Musik, die einer Person nicht gefällt, von dieser Person lauter wahrgenommen. Außerdem werden Geräusche bei körperlicher Aktivität als leiser und weniger störend wahrgenommen als während Gesprächen oder Entspannung. Für wie störend man ein Geräusch empfindet hängt außerdem von der eigenen Bewertung der Lärmquelle ab. Bewertet man eine Lärmquelle positiver, zum Beispiel indem man sie mit schönen Erinnerungen oder positiven Emotionen verbindet, so ist sie subjektiv wahrgenommen weniger störend.  Ein Beispiel dafür ist Fluglärm. Verbindet man diesen mit der positiven Erinnerung an einen vergangenen Urlaub, erscheint er oft nicht mehr so lästig.

Gesundheitliche Auswirkungen von Lärm

Lärm kann viele verschiedene Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Geräusche ab 120 Dezibel können bereits bei kurzer Exposition zu irreversiblen Schäden am Gehör führen.

Normaler Umgebungslärm  wirkt sich eher indirekt auf die Gesundheit aus. Dabei kann man zwischen psychischen Folgen, Folgen für das Herz-Kreislauf-System und Auswirkungen auf Schlaf unterscheiden.

1. Psychische Auswirkungen von Lärm

Lärmbelastungen erhöhen das Risiko, an einer Depression oder Angststörung zu erkranken deutlich. Aber auch wenn es nicht direkt zu einem vollständig ausgeprägten Krankheitsbild kommt, schadet Lärm der mentalen Gesundheit. Erscheinungen wie Wut, Hilflosigkeit, Enttäuschung, Unzufriedenheit, Rückzug und Unruhe häufen sich unter Menschen, die häufig hohen Lärmbelastungen ausgesetzt sind. Außerdem haben diese Menschen eine verminderte Konzentrationsfähigkeit und begehen häufiger Fehler, die wiederum Konsequenzen für die Gesundheit der jeweiligen Person, aber auch für andere haben können.

2. Auswirkungen von Lärm auf den Körper

Lärmbelastungen versetzen den Körper in einen Stresszustand. Dadurchschüttet er vermehrt Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol aus, die in bedrohlichen Situationen sehr hilfreich sind. Ist man allerdings dauerhaft Lärm ausgesetzt, gewöhnt sich der Körper nicht daran, sondern signalisiert einen ständigen Alarmzustand. Dieser Alarmzustand erzeugt nicht nur die eben beschriebenen psychischen Probleme, sondern erhöht auch das Risiko für zahlreiche Krankheiten, die insbesondere das Herz-Kreislauf-System betreffen. Dazu gehören zum Beispiel ein erhöhter Blutdruck, erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Herzrhythmusstörungen und die Verschlimmerung bereits bestehender Herzprobleme. Außerdem wird das Immunsystem durch den ständigen Zustand von Stress geschwächt und Sie sind somit anfälliger für andere Krankheiten. Auch die Verdauung leidet unter Lärm. Aufgrund der dem Körper signalisierten Alarmsituation wird die Verdauung vernachlässigt.

3. Auswirkungen von Lärm auf den Schlaf

Bei nächtlicher Lärmeinwirkung wird auch der Schlaf gestört. Einerseits kann Lärm ein schnelles Einschlafen verhindern, andererseits aber auch die Schlafqualität verringern und die Schlafphasen verändern. Diese Unterbrechungen im normalen Schlafrhythmus beeinflussen nicht nur die Erholung, sondern stehen auch im Wechselspiel mit sämtlichen Gesundheitsrisiken wie eben beschrieben.

Wie kann die Lärmbelastung reduziert werden?

Um dauerhafte Gehörschäden sowie andere lärminduzierte Gesundheitsprobleme zu vermeiden ist es essentiell, einige Schutzmaßnahmen in den Alltag zu integrieren.

1. Gehörschutz tragen

Bei Tätigkeiten oder Veranstaltungen, bei denen es zu lauten Geräuschen kommt, ist es sehr empfehlenswert, einen Gehörschutz zu tragen. Besonders bei Konzerten oder beim Arbeiten mit Maschinen wie zum Beispiel einer Motorsäge kommen oftmals sehr laute Töne zustande, sofort zu Gehörschäden führen können.

2. Auf Dauerbelastung achten

Auch in anderen Situationen kann es sinnvoll sein, sich gegen Lärm zu schützen. Gerade wenn Sie dauerhaft oder beim Schlafen Lärm ausgesetzt sind sollten Sie sich mit geeigneten Schutzmaßnahmen zu schützen.

3. Ausgleich schaffen

Um seinem Körper eine Auszeit vom Lärm und dem damit verbundenen Stress zu gönnen ist es hilfreich, sich bewusst dafür zu entscheiden, Zeit in einer ruhigen Umgebung zu nehmen. Dafür kann es auch notwendig sein, herauszufinden, welche Lärmquellen sich im Alltag vermeiden lassen und welche unveränderlich sind. Achten Sie doch mal darauf, welchen Geräuschen Sie sich freiwillig aussetzen und welche davon sich vermeiden lassen, wie zum Beispiel das Radio oder der Fernseher im Hintergrund, den Sie vielleicht eigentlich gar nicht mehr bewusst wahrnehmen.

4. Das subjektive Empfinden verändern

Als wie belastend Lärm wahrgenommen wird hängt auch von der eigenen Einstellung ab. Um das subjektive Empfinden gegenüber Lärm etwas zu schwächen und damit die psychische Belastung zu vermindern kann es hilfreich sein, Ausgeglichenheit zu schaffen. Dabei helfen zum Beispiel Achtsamkeitsübungen, Meditation und Sport.

Das tut das i-gb Team, um einen Ausgleich zu alltäglichen Lärmbelastungen zu schaffen

Kai: Ich wohne an einer vielbefahrenen Straße und auch unser Büro liegt mitten in der Stadt, sodass ich häufig dem Lärm von Autos, LKWs, Bussen, Krankenwagen etc. ausgesetzt bin – spätestens dann, wenn die Fenster zum Lüften geöffnet sind.

Ruhe finde ich am besten bei einem Ausflug in die Natur, die gar nicht so weit weg sein muss. Also es reicht oft schon ein Spaziergang oder eine Fahrradtour an der Isar und die bewusste Wahrnehmung der Geräusche von fließendem Wasser oder zwitschernden Vögeln.

Lara: Hier daheim ist oft Trubel. Dafür sorgt v. a. mein kleiner, sehr munterer 2-jähriger Sohn.  Ruhe habe ich dann v. a. am Abend. Im Sommer verbringe ich diesen dann gerne auf unserem Balkon mit Abendsonne im Gesicht. Sport treiben ist eine genauso gute Alternative, um runterzukommen. Im Sommer gerne draußen, im Winter vorwiegend im Fitnessstudio. Meist erst ein Kurs zum Auspowern und danach Yoga/Pilates – danach bin ich zwar müde und ausgepowert, aber entspannt und die Hektik vom Tag ist komplett vergessen!

Clara: Ich merke bei mir auf jeden Fall, dass ich es im Alltag vermeide komplette Stille und Ruhe zu haben. Ich versuche immer einen Podcast oder Musik auf den Ohren zu haben.  Ich merke aber, dass es entspannend ist, mal ohne irgendwelche Hintergrundgeräusche etwas zu machen. Am besten kann ich das in der Natur beim Spazieren gehen im Wald oder beim Radfahren.

Die Bedeutung von Ruhe

Ruhe muss nicht nur körperliche Inaktivität bedeuten, sondern kann auch die Abwesenheit von Lärm sein. Diese Auszeit ist besonders wichtig, wenn Sie einen stressigen, lauten oder gehetzten Alltag haben. Während Ruhepausen, zum Beispiel an ruhigen Orten wie der Natur, kann der Körper entschleunigen und Stress reduzieren. Damit geht einher, dass der Blutdruck und die Herzfrequenz wieder sinkt, die Magen- und Darmaktivität gesteigert wird, Muskeln sich entspannen und psychische Symptome wie Nervosität und Anspannung gemindert werden. Durch ausreichend Ruhepausen können die Langzeitschäden einer hohen Lärmbelastung verhindert oder zumindest abgepuffert werden, wie zum Beispiel einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Auch unser Gehirn profitiert von Ruhe. Ruhe fördert zum Beispiel das Wachstum von Nervenzellen im Hippocampus, die für eine verbesserte Gedächtnisleistung und Lernfähigkeit sorgen. Außerdem braucht das Gehirn reizarme Phasen, um vorher aufgenommene Reize zu verarbeiten. Auch das sogenannte Default Mode Network spielt eine große Rolle. Darunter versteht man Hirnareale, die aktiv sind, wenn keine anderen Eindrücke das Gehirn erreichen. Die Aktivität des Default Mode Network fördert unter anderem die Kreativität, kognitive Flexibilität und Problemlösefähigkeit.

Unser Fazit

Lärm vollständig zu vermeiden ist in den meisten Fällen nicht möglich, aber auch nicht notwendig. Achtet man auf den richtigen Gehörschutz und ausreichend Ausgleich können Schäden weitgehend vermieden und andere Auswirkungen von Lärm minimiert werden. Sollten Sie oben genannte Beschwerden bemerken, hinterfragen Sie doch mal, ob das nicht auch an einer zu hohen Lärmbelastung liegen könnte. Das ersetzt natürlich keine ärztliche Untersuchung, aber vielleicht tragen kleine Anpassungen und mehr Ruhe ja trotzdem zur Verbesserung Ihres Wohlbefinden bei. Achten Sie doch mal darauf, welche Lärmquellen in Ihrem Alltag besonders präsent sind und wie diese Sie beeinflussen, welche Geräusche Sie eher als positiv wahrnehmen und ob sie Zeiten haben, in denen Sie mal komplett Ruhe haben können. Wir hoffen der ein oder andere unserer Tipps hilft Ihnen dabei!

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