In unserer schnelllebigen Welt kommt eines häufig zu kurz: unsere Gesundheit. Schnell und effizient muss es sein. Prävention und Gesundheitsförderung passen da meist nicht ins Konzept. Vor allem die Ernährung wird in stressigen Zeiten häufig in Mitleidenschaft gezogen. Dabei hat diese viel größere Auswirkungen auf unsere Gesundheit, als viele im ersten Moment denken bzw. bemerken. Genau an diesem Punkt setzt die ayurvedische Ernährungsweise an. Bei Ayurveda stehen die ganzheitliche Gesundheitslehre und das individuelle Wohlbefinden im Vordergrund. Bereits kleine Änderungen können einen Unterschied für mehr Wohlbefinden machen. Mit unseren Tipps können auch Sie Ihrer Gesundheit mit den richtigen Lebensmitteln auf die Sprünge helfen!
Ayurveda, die Wurzeln der Medizin
Ayurveda gilt als das älteste und ganzheitlichste medizinische System der Welt. Es wird vermutet, dass es seine Wurzeln in der 50 000 Jahre alten spirituelle Heilmethode des Schamanismus hat. Frei übersetzt bedeutet Ayurveda das „Wissen vom langen Leben“. Es wird in Asien, vor allem Indien, als wissenschaftliche Heilmethode gelehrt. Anders als in der westlichen Schulmedizin liegt dabei der Fokus nicht auf der Krankheits-, sondern auf der Gesundheitslehre. Statt Symptombehandlung im Krankheitsfall steht nun also die Gesunderhaltung sowie das ganzheitliche individuelle Wohlbefinden im Vordergrund. Auch im westlichen Raum ist Ayurveda vertreten. Allerdings wird es hier vorrangig als Wellnessanwendungen oder alternative Gesundheitsmethode betrachtet.
Fokus auf das individuelle Wohlbefinden
Die ayurvedische Heilkunde ist ein Lebenskonzept mit dem Ziel, den Körper ins Gleichgewicht zu bringen, Krankheiten vorzubeugen und das individuelle Wohlbefinden zu steigern. Sie verfolgt die Philosophie, einen Einklang zwischen Mensch und Natur herzustellen. Ist ein Organismus im Zustand des Gleichgewichts, besitzt er die Fähigkeit, sich selbst zu heilen. Die Umsetzung kann sehr individuell gestaltet werden und ist daher für jeden geeignet. Die Methoden machen stark und fühlen sich gut sowie wohltuend an. So der Grundgedanke dieser traditionellen Heilmethode.
Die ayurvedische Ernährung ist dabei ein sehr elementarer Baustein. Sie sieht Lebensmittel nicht nur als Energiezufuhr, sondern vor allem als Heilmittel an. Im Mittelpunkt steht das Verdauungsfeuer, im ayurvedischen auch „agni“ genannt. Hemmt oder belastet das, was wir Essen, diese Verdauungsenergie, entstehen Stoffwechselrückstände („ama“). Diese werden im Ayurvedischen als Hauptursache für die Entstehung von Krankheiten angesehen. Ganz nach dem Motto: „Du bist, was du verdaust“.
Ernährung nach Ayurveda: Die drei Doshas
Sind Sie ein Vata, Pitta, oder Kapha-Typ?
Vata
- Elemente: Himmel und Luft
- Eigenschaften: trocken, leicht, kalt, subtil, beweglich, rau und klar
- Prinzip: Raum und Bewegung
- Körperlich: Taktung, Impuls und Zirkulation
- Geistig-Emotional: Begeisterung, Intuition und Schnelligkeit
- Entstehung/Organ: Dickdarm
- Symptome bei Überreizung: Schmerzen, Verstopfung, Blähungen, unregelmäßiger Stuhlgang, Schubweise Unruhe und Schlaflosigkeit
Pitta
- Elemente: Feuer (und wenig Wasser)
- Eigenschaften: leicht fettig, heiß durchdringend, flüssig, sauer, beweglich und scharf
- Prinzip: umwandelnde Energie
- Körperlich: Verdauung, Stoffwechsel, Färbung und Wärmebildung
- Geistig-Emotional: Intelligenz und Klarheit
- Entstehung/Organ: Oberbauch
- Symptome bei Überreizung: Brennen, Fieber, Rötung, Entzündung, Blutung oder Ulzerieren
Kapha
- Elemente: Wasser und Erde
- Eigenschaften: schwer, kalt, fettig, weich, süß, unbeweglich und schleimig
- Prinzip: Kohäsion und Masse
- Körperlich: Körpermasse, Stabilität und Kühlung
- Geistig-Emotional: Langzeitgedächtnis, Verständnis und Mut
- Entstehung/Organ: Brustraum
- Symptome bei Überreizung: Jucken, Schwellung, Verdickung, Verschwartung, Ödeme, Verschleimung, Schwere und Nässe
Was passt zu welchem Typ?
Wenn Vata dominant ist…
… eignen sich warme, kräftigende und erdende Nahrungsmittel mit den Geschmacksrichtungen süß, sauer und salzig. Flüssige und ölige Speisen mit glatter Textur. Dazu gehören Obst, Wurzelgemüse, Getreide, Mungbohnen, Körner, Nüsse und Nussmilch, Buttermilch und hochwertige Fette. Gewürze wie Ingwer, Zimt und Muskat sind eine hervorragende Ergänzung.
Wenn Pitta dominant ist…
…bieten sich kalte, wohltuende und stärkende Nahrungsmittel mit den Geschmacksrichtungen süß, bitter und herb an. Kühlende, schwere und etwas trockene Nahrung bieten einen guten Ausgleich. Dazu gehören Obst, Gemüse, Getreide, Körner, Hülsenfrüchte, Milchprodukte oder Nussmilch. Scharfe Speisen sollten größtenteils vermieden werden. Kühlende Kräuter wie Minze, Dill, Koriander und Fenchel sind wiederum besonders geeignet.
Wenn Kapha dominant ist…
… empfehlen sich leichte, trockene und anregende Nahrungsmittel mit den Geschmacksrichtungen scharf, herb und bitter. Gekochte und würzige, aber zugleich leichte Gerichte mit etwas trockener Nahrung als Ergänzung. Dazu gehört Gemüse (vor allem Blattgemüse), Zitrusfrüchte, leichtes Obst, leichteres Getreide wie Quinoa, Hülsenfrüchte und Körnern. Ergänzend dazu passen die Gewürze Ingwer, Zimt, Nelken, Cayennepfeffer, Senf, Basilikum, Oregano, Kurkuma und Pfeffer.
Kurze Take-Away Tipps zur ayurvedischen Ernährung
1. Zeit
Der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme, also die Uhrzeit und der Abstand zur letzten Mahlzeit, sind entscheidend. Am besten warten Sie so lange, bis ein Hungergefühl einsetzt bzw. das Verdauungssystem nicht mehr arbeiten muss. Zeit kann in diesem Fall auch auf die Jahreszeiten angewendet werden: Optimalerweise werden die Lebensmittel gegessen, die gerade Saison haben.
2. Menge
Die Dosis macht das Gift! In der ayurvedischen Ernährung gilt deshalb: Nicht zu viel und nicht zu wenig! Weder von der Gesamtmenge noch von einer Zutat. Für die Nahrungsaufnahme wird meist folgender Anhaltswert herangezogen: Teilen Sie Ihren Magen gedanklich in 4 Teile. 2/4 werden mit Essen gefüllt, 1/4 mit Flüssigkeit und 1/4 bleibt frei.
3. Ort und Qualität
Wählen Sie Ihre Lebensmittel möglichst regional. Unser Organismus ist an unsere Umwelt angepasst, weshalb wir heimisches Essen meist besser vertragen. Das heißt natürlich nicht, dass nicht auch exotische Gewürze oder Früchte auf den Tisch dürfen. Nur sollten diese nicht die Oberhand gewinnen. Wichtig ist vor allem, dass die Lebensmittel natürlich und in guter (möglichst Bio-) Qualität sind.
4. Kombination
Manche Lebensmittel sollten möglichst nicht miteinander kombiniert werden, da sie sich in der Kombination negativ auf das Verdauungsfeuer auswirken können (so z. B. Obst mit Milchprodukten). Alle sechs Geschmacksrichtungen (süß, salzig, bitter, sauer, herb, scharf) in einem Gericht zu vereinen, ist jedoch absolut erstrebenswert.
5. Positive Einstellung und Umgebung
Versuchen Sie in einer guten und positiven Atmosphäre zu essen. Spüren Sie während des Essens bewusst mit allen Sinnen. Aufmerksam und achtsam hören, sehen, berühren, riechen und schmecken, was Sie gerade zu sich nehmen.
6. Individualität
Die ayurvedische Ernährung ist vor allem auf die unterschiedlichen Stoffwechseltypen angepasst. Vergessen Sie dabei jedoch nicht, Ihre Vorlieben und Gewohnheiten zu berücksichtigen, die genauso individuell und präsent sind. Und das ist auch ok so. Das Essen soll in jedem Fall schmecken. 80 % gesund und bewusst, 20 % nach Vorlieben und Wohlbefinden gerichtet kann ein guter Maßstab sein.
i-gb Fazit
Die ayurvedische Ernährung ist vielseitig und umfangreich. Unsere Ernährung hat einen unmittelbaren Einfluss auf unsere Gesundheit, weshalb es durchaus sinnvoll erscheint, sich an ein paar Punkten der ayurvedischen Ernährung zu versuchen. Dies kann sich positiv auf Gesundheit, Wohlbefinden, Stressbewältigung und Energie im Alltag auswirken. Doch auch dabei ist es wichtig, den Genuss nicht zu vergessen! Essen soll nicht zu einem Stressfaktor werden und noch immer Spaß machen!
Als kleinen Vorgeschmack, haben wir drei i-gb Rezepte mit ayurvedischem Einfluss für Sie als Inspiration. Die genauen Anleitungen und weitere leckere Ideen finden Sie in der i-gb App.