Waldbaden – Wie Sie im Wald Ruhe und gute Laune finden

Die Laubbäume verfärben sich in ihre schönsten Farben, bevor sie schließlich endgültig ihr Blätterkleid abwerfen. Pflanzen und Tiere fahren Stück für Stück alle Aktivitäten herunter. Die Badesaison ist vorbei und die Strandmatte wandert in den Keller – bei vielen geht die Stimmung gleich mit. Manche lieben den Herbst, anderen graut es vor der kalten und nassen Jahreszeit: Die Tage werden deutlich kürzer, es kommt die Erkältungszeit und bei vielen stellt sich der „Herbstblues“ ein. Gegen das saisonale Stimmungstief gibt es einige Tipps. Einer davon: Waldbaden. Waldbaden ist ein Gesundheitstrend, der nicht nur die Stimmung verbessern, sondern auch die Gesundheit im Allgemeinen fördern soll. Was also steckt nun genau dahinter?

Wir haben uns einmal genauer angeschaut, was es damit auf sich hat und warum das Frischluftbad im Wald so wirksam und beliebt ist.

Herbstblues – klingt irgendwie nach Musik?!

Für einige bedeutet der Herbst sonnige Spaziergänge, Bäume in herbstlichen Farben, leckere Kürbisgerichte und kuschlige Kaminabende. Für andere wiederum überwiegt eine andere Seite des Herbstes: Regen, Kälte, Erkältungen, kurze Tage und wenige Sonnenstunden. Statt an lauen Sommerabenden mit Familie und Freunden draußen den Abend ausklingen zu lassen, bleiben wir nun wieder häufiger zu Hause.

In manchen Fällen sorgt dieser Jahreszeitenwechsel für den sogenannten „Herbstblues“. Symptome dieses saisonalen Stimmungstiefs sind u. a. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Gereiztheit, Melancholie und zeitweilige Niedergeschlagenheit. Einen offensichtlichen Grund für diese gedrückte Laune gibt es meist nicht. Im Gegensatz zu einem einfachen schlechten Tag, an dem man „mit dem falschen Fuß aufgestanden ist“, hält diese Stimmung für mindestens 1-2 Wochen an.

Disclaimer:

Vom Herbstblues klar abzugrenzen ist die Winterdepression. Dabei handelt es sich um eine saisonal affektive Störung (SAD), die mit dem Beginn der Herbst- bzw. Winterjahreszeit beginnt und sich im Frühling meist wieder verflüchtigt. SAD ist eine klinisch anerkannte Form der Depression und gilt damit als ernst zu nehmende Erkrankung. Wenn Sie (oder jemand in Ihrem Umfeld) unter einer Herbst- oder Winterdepression leiden, empfehlen wir Ihnen, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Der Herbstblues hingegen hat mit einer echten Depression nichts zu tun.

Medizin aus der Natur – die Heilkraft der Bäume

Immer häufiger hört man den Begriff `Waldbaden´. Klingt im ersten Moment nach einem erfrischenden Bad in einem Waldsee, hat damit jedoch recht wenig zu tun. Dafür verspricht es mehr Wohlbefinden und Gesundheit. Was hat es also mit diesem Trend auf sich?

Ursprünglich kommt der Gesundheitstrend des Waldbadens oder auch (Shinrin-Yoku) aus Japan. Mittlerweile ist er auch in Deutschland angekommen und macht mehr und mehr auf die gesundheitlichen Vorteile der Natur aufmerksam. Beim Waldbaden geht es darum, in die Natur einzutauchen. Sich bewusst und achtsam im Wald aufzuhalten und somit Verbesserungen für sowohl die geistige als auch die körperliche Gesundheit zu erreichen.

Diese Art des bewussten Erlebens in der Natur wird in Ländern wie Japan und den USA mittlerweile sogar an Universitäten erforscht und auch gelehrt. Dass der Wald eine besonders beruhigende Wirkung auf Menschen hat, hat einen nachweisbaren Grund: Die Pflanzenwelt, insbesondere Bäume, setzen spezielle Botenstoffe frei, die für die Kommunikation der Bäume untereinander verantwortlich sind. Diese sogenannten Terpene sind zudem für das Wachstum der Pflanzen und zur Bekämpfung von Erregern sowie Pilzen von Bedeutung. Bei einem Aufenthalt im Wald können diese Botenstoffe von Menschen aufgenommen werden und eine beruhigende und entspannende Wirkung entfalten. Da unterschiedliche Bäume unterschiedliche Terpene hervorbringen, ist ein Mischwald besonders gut für Waldbaden geeignet.  

Bereits 15 Minuten achtsamer Aufenthalt im Wald können die Stresshormone reduzieren und den Blutdruck senken. Wer mehr Zeit zur Verfügung hat, kann auch bis zu mehreren Stunden waldbaden. Die Terpene wirken sich unter anderem positiv auf die Serotoninproduktion, die Darmtätigkeit, die Stresswahrnehmung und die Dopaminausschüttung aus. Zudem profitiert unser Immunsystem ebenfalls von der Zeit in der Natur. In Kombination mit dem angenehmen Klima des Waldes und der Ruhe abseits des Lärms und der Luftverschmutzung der Städte kann Waldbaden bei Stresssymptomen, Schlaf- und Aufmerksamkeitsstörungen sowie Depressionen positive Auswirkungen haben. Als Achtsamkeitsübung basiert es darauf, verschiedene Sinneswahrnehmungen einzubeziehen und ist bereits sowohl als präventive als auch rehabilitative Maßnahme anerkannt. Zudem gibt es Anzeichen, dass Waldbaden auch bei Krankheiten wie ADHS, chronischen Schmerzen oder Essstörungen positive Auswirkungen haben kann.

Bei Gefühlen wie Überforderung, innerer Unruhe, Traurigkeit oder eben dem Herbstblues kann die Wirkung des Waldes also ebenfalls förderlich sein. Waldbaden ist ohne großen Aufwand umsetzbar und somit im Grunde für jeden geeignet. Es bedarf keiner besonderen Fähigkeiten oder Ausrüstung. Gutes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung empfehlen sich jedoch sehr für einen Aufenthalt in der Natur.

Gründe, die dafürsprechen!

Studien * zeigten, dass bereits bei einem Waldspaziergang von 15 min …

… der Cortisolspiegel sinkt.
(Cortisol wird bei lang anhaltendem Stress ausgeschüttet und sorgt für Entzündungen im Körper)

… der Blutdruck, die Atemfrequenz und die Herzfrequenz sinken.
(Unbehandelter Bluthochdruck kann zu Durchblutungsstörungen und somit zur Beschädigung wichtiger Organe wie dem Herzen, Gehirn, Nieren oder Augen führen)

… der Parasympathikus („Entspannungsnerv“) aktiviert wird.
(Der Parasympathikus ist der Hauptstrang des vegetativen Nervensystems und sorgt für Ruhe, Entspannung und Erholung)

… die Aktivität des Sympathikus („Stressnerv“) heruntergefahren wird.
(Der Sympathikus ist u. a. bei Stress bzw. Belastungen aktiv und kann bei langfristiger Überaktivität zu Folgeerscheinungen führen)

… die Großhirnrinde des vorderen Teils unseres Gehirns stimuliert wird.
(Die Großhirnrinde ist u. a. für die Speicherung von Informationen sowie die Entstehung von Emotionen und die Ausschüttung von Endorphinen verantwortlich)

5 i-gb Tipps für einen Herbst voller Wohlbefinden

Dem Schmuddelwetter und der Trägheit zum Trotz haben wir auch diesmal ein paar Tipps zusammengestellt, wie Sie Ihrer Gesundheit und Ihrem Wohlbefinden im Herbst etwas Gutes tun können. Was diese Tipps gemeinsam haben? Sie lassen sich alle ganz einfach bei einem schönen und erfrischenden Waldbad abhaken!

1. Bewegung

Wer hätt´s geahnt, Bewegung an der frischen Luft tut uns gut. Auch wenn das Wetter oftmals nicht dazu einlädt. Eine Runde durch den Wald joggen, ein ausgedehnter Spaziergang oder zumindest in der Mittagspause eine kleine Runde nach draußen: Frische Luft kann die triste Stimmung im „Herbstblues“ ordentlich aufhellen. Die Motivation fehlt? Freuen Sie sich auf das, was danach kommt: Vielleicht ein warmes Bad oder eine Tasse Tee auf der Couch? Entspannung und gute Laune kommen mit Sicherheit!

2. Lassen Sie Ihr Smartphone zu Hause

… oder zumindest lautlos in der Tasche. Die ständige Erreichbarkeit verursacht Stress und hält uns davon ab, präsent zu sein. Ein achtsamer Waldspaziergang, die Ruhe genießen und die Angst etwas zu verpassen (FOMO = Fear of missing out) bewusst hinter sich zu lassen, kann ungemein wohltuend sein. In diesen Momenten können Sie sich zu 100 % auf sich selbst konzentrieren und wirklich achtsam sein. Infolgedessen sinkt Stressempfinden, die Schlafqualität und die Konzentration verbessern sich und die Gesundheit wird gestärkt.  

3. Sonne tanken

Auch wenn die Sonne im Herbst und Winter deutlich seltener und weniger kraftvoll scheint, kurbeln auch in den kalten Jahreszeiten die Sonnenstrahlen unsere Vitamin D sowie die Serotonin Produktion an. Auch an einem bewölkten Tag gelangt etwas Sonnenlicht durch die Wolkendecke – natürlich nicht im gleichen Ausmaß wie im Sommer. Gerade deshalb lohnt es sich, rauszugehen und so viel Licht wie nur möglich aufzusaugen. Alternativen, wenn die Sonne so gar nicht herauskommen mag: Eine Tageslichtlampe sorgt zwar nicht für Vitamin D, für einen gute Laune Schub hilft sie jedoch allemal!

4. Ausflugstipps im Alltag

Schwarzwald, Harz, Eifel, Fichtelgebirge, Thüringer oder Bayerischer Wald sind bekannte und beliebte Ausflugsziele – und das zu Recht. Je dichter und vielfältiger ein Wald ist, desto effektiver ist das Waldbaden. Doch für das kleine Waldbad im Alltag muss man nicht unbedingt eine weite Anreise auf sich nehmen. Natur, Pflanzen und die Farbe Grün haben im Allgemeinen eine stimulierende Wirkung auf uns. Es darf deshalb auch gerne der kleine Stadtwald, Dorf Hain oder Park in der Nähe sein. Auch dort bekommt man den positiven Effekt der Natur zu spüren.

5. Waldbad für zu Hause

Sollte jedoch der Ausflug ins Grün nicht möglich sein, gibt es kleine Alternativen für zu Hause. Zimmerpflanzen, eine Tageslichtlampe, ein Luftdiffuser für ein angenehmes Raumklima bei trockener Heizungsluft und ätherische Öle können eine wohltuende Auszeit vom Alltag sein.

i-gb Fazit

Was im ersten Moment nach einer nasskalten Überwindung im Herbst klingt, stellt sich schnell als wohltuende Maßnahme für die eigene Gesundheit heraus. Deshalb unser Rat: Raus an die frische Luft und in den nächsten Wald! Gerade in einer Zeit, in der sich vieles digital abspielt, ist eine naturverbundene Aktivität gut für Körper und Geist. Probieren Sie es aus! 

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