Hohe Fehlzeiten im Job: Ursachen und Präventionsstrategien

Die zunehmende Zahl von Fehlzeiten am Arbeitsplatz ist ein Thema, das in vielen Unternehmen und Organisationen zunehmend relevant wird. Krankheitsbedingte Ausfälle können nicht nur die Produktivität beeinträchtigen, sondern auch die Mitarbeiterzufriedenheit und das Betriebsklima negativ beeinflussen. Vor diesem Hintergrund ist es von entscheidender Bedeutung, die Ursachen für diese Fehltage zu verstehen und effektive Präventionsstrategien zu entwickeln. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Gründe für die aktuell hohen Fehlzeiten im Job und untersuchen, welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen können, um ihnen entgegenzuwirken.

Höchststand bei Fehlzeiten

Das Jahr 2023 markiert einen alarmierenden Höchststand im Arbeitsausfall: DAK-versicherte Beschäftigte verzeichneten insgesamt 323 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherte. Dies geht aus dem aktuellen Psychreport der DAK-Gesundheit hervor, der auf den Krankschreibungen von 2,39 Millionen DAK-versicherten Beschäftigten basiert. 

Besonders besorgniserregend ist die starke Zunahme der Fehlzeiten in den jüngeren Altersgruppen. Hier war der Zuwachs am höchsten, was auf ein erhöhtes Aufkommen vieler kurzer Krankschreibungen zurückzuführen ist. Für das Betriebliche Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung ist dies ein deutlicher Weckruf. Diese Entwicklung zeigt, dass präventive Maßnahmen und eine verstärkte Gesundheitsförderung im Unternehmen unbedingt beachten werden sollten. 

Eine ganzheitliche BGM-Strategie, die auf die spezifischen Bedürfnisse verschiedener Altersgruppen eingeht, könnte maßgeblich dazu beitragen, den negativen Trend zu stoppen. Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung, Mitarbeiter Benefits, Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz und eine positive Unternehmenskultur sind nur einige Ansätze, die helfen können, den Arbeitsausfall zu reduzieren und die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern. 

Die Gesundheit der Beschäftigten in den Mittelpunkt zu stellen, ist für Unternehmen eine wichtige Komponente, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Arbeitsunfähigkeit nach Dauer

Die Arbeitsunfähigkeit erstreckt sich aktuell überwiegend nur über kurze Zeiträume, langfristige AU-Meldungen sind eher seltene Ereignisse. Ein Blick auf die Krankschreibungen im Jahr 2023 offenbart interessante Muster: 

  • Kurze Krankmeldungen dominieren: 35,1 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitsmeldungen dauerten weniger als vier Tage. 
  • Schnelle Rückkehr zur Arbeit: Über zwei Drittel (70,1 Prozent) der Krankschreibungen endeten nach spätestens einer Woche.
 

Trotz der Häufigkeit dieser kurzen Krankmeldungen tragen sie nur zu 22,2 Prozent der gesamten Fehlzeiten bei. Im Gegensatz dazu verursachen die 3,5 Prozent der Krankmeldungen, die länger als sechs Wochen andauern, beeindruckende 43,8 Prozent der gesamten Fehlzeiten. 

Diese Daten verdeutlichen, dass langfristige Krankmeldungen, obwohl in den Fallzahlen selten, einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtausfallzeiten haben. Für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) bedeutet dies, dass präventive Maßnahmen und Unterstützungssysteme besonders für die Vermeidung und Bewältigung langfristiger Krankheitsausfälle entscheidend sind. 

Arbeitsunfähigkeiten nach Dauer im Jahr 2023
Quelle: Gesundheitsreport-2024 TK

AU-Fälle nach ICD-10 Diagnosekapiteln im Jahr 2023

Arbeitsunfähigkeitsmeldungen basieren auf ICD-10-Codes, die Diagnosen systematisch erfassen. Diese Codes sind meist drei- oder vierstellig und werden in 22 Diagnosekapitel unterteilt. Jedes Kapitel umfasst typischerweise Krankheiten bestimmter Organsysteme oder solche mit anderen gemeinsamen Merkmalen. 

Im Jahr 2023 waren Atemwegserkrankungen die häufigste Ursache für Krankschreibungen. Diese Krankheitsgruppe verzeichnete einen Anstieg der Fallzahlen um 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (siehe Tabelle A12 auf Seite 63 im Anhang). 

Interessanterweise waren Frauen häufiger betroffen als Männer. Bei Frauen wurden im Jahr 2023 pro 100 Versicherungsjahre durchschnittlich 82,9 Krankheitsfälle registriert, während es im Vorjahr 73,9 Fälle waren. Bei Männern lag die Zahl 2023 bei 68,8 Fällen, verglichen mit 61,1 im Jahr 2022. 

Andere Krankheitsgruppen wie Neubildungen (einschließlich der meisten Krebserkrankungen), Stoffwechselkrankheiten (z.B. Diabetes), Hauterkrankungen sowie Kreislauferkrankungen (wie Bluthochdruck, Schlaganfall und Herzinfarkt) spielten im Vergleich eine deutlich geringere Rolle bei den Krankschreibungen unter Erwerbstätigen. 

AU-Fälle je 100 Versicherungsjahre nach ICD-10-Diagnosekapiteln 2023
Quelle: Gesundheitsreport 2024 TK

Hohe Bedeutung der psychischen Erkrankungen für den Krankenstand

Im Jahr 2023 erreichte der Arbeitsausfall aufgrund von Depressionen, Belastungsreaktionen und Ängsten einen neuen Höchststand. 

Depressionen bleiben der häufigste Grund für Krankschreibungen, mit 122 Arbeitsunfähigkeitstagen (AU-Tage) je 100 Versicherte. 

Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen führten zu 89 AU-Tagen und verzeichneten mit einem Anstieg von 29 Prozent den stärksten Zuwachs bei den AU-Fällen. 

Hohe Bedeutung der psychischen Erkrankungen für den Krankenstand
Quelle: Psychreport 2024 DAK

Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen nach Wirtschaftsgruppen

Im Jahr 2023 lagen die psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) in den meisten Branchen unter dem Durchschnitt. Eine bemerkenswerte Ausnahme bildet das Gesundheitswesen, wo die Zahl der AU-Tage um ein Fünftel über dem Durchschnitt lag, nämlich bei 472 AU-Tagen je 100 Versicherte. Auch andere Branchen wiesen überdurchschnittliche Werte auf: In der Öffentlichen Verwaltung gab es 378 AU-Tage je 100 Versicherte, in Organisationen und Verbänden waren es 337 AU-Tage je 100 Versicherte und in den Bereichen Bildung, Kultur und Medien lag der Wert bei 333 AU-Tagen je 100 Versicherte. 

Ein genauerer Blick auf die Berufsgruppen verdeutlicht, dass insbesondere Beschäftigte, die sich um das Wohlbefinden anderer kümmern und gleichzeitig unter Personalmangel leiden, besonders stark belastet sind. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kindertagesstätten und der Altenpflege verzeichneten 2023 die meisten Krankentage: In Kitas gab es 534 AU-Tage je 100 Versicherte und in der Altenpflege 531 AU-Tage je 100 Versicherte. Dies entspricht durchschnittlich 5,3 AU-Tagen pro Kopf. 

Diese Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit gezielter Maßnahmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement, um die psychische Gesundheit der Beschäftigten zu stärken und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Insbesondere in den stark belasteten Bereichen des Gesundheitswesens, der Betreuung und Pflege sowie der öffentlichen Verwaltung besteht erheblicher Handlungsbedarf. 

2023: Fehltage wegen psychischer Erkrankungen nach Wirtschaftsgruppen
Quelle: Psychreport 2024 DAK

Präventionsstrategien für die Reduzierung von Fehlzeiten

Betriebliches Gesundheitsförderung ist ein wirkungsvolles Instrument zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit und Belastbarkeit sowohl der Organisation als auch der Belegschaft eines Unternehmens. Eine gesunde und widerstandsfähige Belegschaft trägt maßgeblich zum Erfolg und zur Stabilität eines Unternehmens bei, insbesondere in herausfordernden Zeiten. 

Unser Unternehmen, i-gb, bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihren Mitarbeitenden einen breiten Zugang zu einem vielseitigen und flexibel nutzbaren Gesundheitsangebot zu ermöglichen. Zusätzlich zu attraktiven Ermäßigungen und Belohnungen für die Nutzung einer Vielzahl von Gesundheitsdiensten können Ihre Mitarbeitende auch Belohnungen für individuelle Gesundheitsaktivitäten im Freien oder zu Hause erhalten. Dieses Angebot soll dazu motivieren, dass Ihre Mitarbeitenden regelmäßig etwas für ihre Gesundheit tun und dadurch ihr Wohlbefinden und ihre Fitness steigern können. Durch diese Maßnahmen rückt die Gesundheit der Beschäftigten ins Zentrum, was Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig hält und ihre wichtigste Ressource, die Mitarbeitende nachhaltig schützt. Dies trägt dazu bei, die Fehlzeiten zu reduzieren. 

Ursachen für hohe Fehlzeiten

Der Fehlzeiten-Report 2023 zeigt deutlich, dass die Einschätzung der Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens eng mit der Gesundheit seiner Mitarbeitenden verbunden ist. Trotz weitreichender gesellschaftlicher Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Covid-19-Pandemie und internationalen Konflikten wie in der Ukraine, äußern 35 Prozent der Befragten Zukunftsängste, aber nur acht Prozent davon beziehen diese Ängste auf ihren Arbeitgeber. Fast die Hälfte (45 Prozent) betrachtet ihren Arbeitgeber als zukunftsfähig. 

Entscheidende Kriterien wie das Arbeitsklima, das Krisenmanagement, Innovationsfähigkeit, Verbesserungsprozesse sowie Entscheidungsfindung und Partizipationsmöglichkeiten spielen eine entscheidende Rolle. Unternehmen, die in diesen Bereichen gut abschneiden, haben Mitarbeitende mit weniger Fehltagen. So verzeichneten Unternehmen, die positiv in die Zukunft blicken, durchschnittlich 11,6 Krankheitstage pro Mitarbeitenden im Vergleich zu 16,2 Tagen bei Unternehmen mit negativer Zukunftseinschätzung. 

Der Fehlzeiten-Report 2023 hebt hervor, dass es für Unternehmen entscheidend ist, die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu stärken und ihre Resilienz zu fördern. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen sind nachhaltige Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung wichtiger denn je. 

Krankenstand beeinflussen: Wie gesunde Bedingungen im Betrieb helfen können

Die Höhe des Krankenstands in einem Unternehmen wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, gesunde Arbeitsbedingungen zu fördern, um krankheitsbedingte Fehlzeiten zu vermeiden oder zu reduzieren. Solche Maßnahmen stärken gleichzeitig das gesundheitsbewusste Verhalten der Mitarbeitenden. 

Ein positives Betriebsklima spielt hierbei eine zentrale Rolle. Wenn Mitarbeitende sich wertgeschätzt fühlen und ein angenehmes Arbeitsumfeld erleben, sind sie eher bereit, krankheitsbedingte Ausfälle durch zusätzliche Anstrengungen auszugleichen. Eine gesunde Führung und eine offene Fehlerkultur sind ebenfalls essentiell für ein gesundes Arbeitsumfeld. 

Eine der wichtigsten Aufgaben der Unternehmensführung ist es, den Krankenstand im Unternehmen genau zu analysieren und daraus Erkenntnisse für die Förderung eines gesunden Arbeitsumfelds abzuleiten. Die Analyse durch die AOK bietet hier eine wertvolle Grundlage für betriebliche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung. 

Durch gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Förderung des Wohlbefindens der Mitarbeitenden können Unternehmen langfristig die Gesundheit ihrer Belegschaft stärken und somit die Produktivität und Leistungsfähigkeit nachhaltig unterstützen. 

Zunehmende Fehlzeiten im Job – Unser Fazit

Die Analyse des Fehlzeiten-Reports 2023 verdeutlicht die wachsende Bedeutung des Umgangs mit Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Mit einem alarmierenden Höchststand von 323 Arbeitsunfähigkeitstagen je 100 Versicherte zeigt sich die Notwendigkeit effektiver Präventionsstrategien. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg bei jungen Beschäftigten, was gezielte Maßnahmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung erforderlich macht. 

Durch eine ganzheitliche Betrachtung und gezielte Interventionen können Unternehmen nicht nur den Krankenstand reduzieren, sondern auch die Arbeitszufriedenheit und Produktivität steigern. Es gilt, gesunde Arbeitsbedingungen zu fördern, ein positives Betriebsklima zu schaffen und die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden zu stärken. Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung und zur Förderung der Arbeitsplatzgesundheit spielen dabei eine entscheidende Rolle. 

Die Herausforderungen im Umgang mit psychischen Erkrankungen, insbesondere in belasteten Branchen wie dem Gesundheitswesen und der öffentlichen Verwaltung, erfordern spezifische Unterstützungsmaßnahmen und präventive Ansätze. Ein ganzheitliches BGM, das individuelle Bedürfnisse berücksichtigt und die Gesundheit der Mitarbeitenden aktiv fördert, ist daher unerlässlich, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und die Mitarbeitenden als wichtigste Ressource nachhaltig zu schützen. 

Die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens ist eng mit der Gesundheit seiner Mitarbeitenden verbunden. Unternehmen, die hier investieren und präventiv handeln, werden langfristig belohnt: mit einer gesünderen Belegschaft, höherer Leistungsfähigkeit und nachhaltiger Wettbewerbsfähigkeit. 

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